Leitbild 2020

10.08.2008

Beschlossen auf dem 43. Kreisparteitag am 14. Februar 2009

Bausteine eines Kommunalpolitischen Wahlprogramms der Christlich Demokratischen Union in Siegen-Wittgenstein

Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat mit der Zukunftskonferenz Siegen-Wittgenstein „2020“ einen umfassenden Diskussions- und Entwicklungsprozess in Gang gesetzt. Die Zukunftskonferenz folgt in ihrem gesamtgesellschaftlichen und partnerschaftlichem Ansatz der seinerzeit vom Landrat initiierten Zukunftsinitiative Siegen-Wittgenstein 2020. Diese Initiative baute auf den Erkenntnissen über die regionale Bevölkerungsentwicklung auf, die in den Programmen „Leben und Wohnen im Alter“ sowie „Familie ist Zukunft“ bereits konkrete politische Weichenstellungen ermöglichte.

Die Zukunftskonferenz „Siegen-Wittgenstein 2020“ hat sich zum Ziel gesetzt, in wichtigen Themenfeldern gemeinsam mit allen relevanten gesellschaftlichen Akteuren Antworten auf gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen zu formulieren. Dabei werden Ziele und Projekte entwickelt und vereinbart, die Siegen-Wittgenstein für den Wettbewerb der Regionen um Investitionen und Fachkräfte wirkungsvoll stärken. Hierzu ist der Mut erforderlich, sich von überholten Anschauungen und Maßnahmen zu verabschieden und neue erfolgversprechendere Wege einzuschlagen.

Mit diesem Prozess wandelt sich die Gestaltung der Zukunft von der Aufgabe einiger weniger zur Aufgabe aller. Es ist Ausdruck einer demokratischen und lebendigen Gesellschaft, wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger an der regionalen Zukunftsgestaltung verantwortungsvoll mitwirken – nicht gegeneinander, sondern miteinander. Die Zukunftskonferenz stellt hierfür die entsprechenden Strukturen bereit.

Damit stellt sich die Politik ihrer Aufgabe, die Menschen zu aktiven Beiträgen für die Gemeinschaft zu ermutigen und die hierfür erforderlichen Rahmenbedingungen herzustellen. Die Mentalität der Menschen in Siegen-Wittgenstein, die sich nicht nur in ihrer Bodenständigkeit, sondern auch in ihrem Fleiß und in ihrem überdurchschnittlichen ehrenamtlichen Engagement innerhalb und außerhalb von Vereinen widerspiegelt, bietet hierfür gute Rahmenbedingungen. Es kommt auf die Menschen an.

Damit Siegen-Wittgenstein im Jahr 2020 erfolgreich ist, muss die Region überregional als attraktiver Wirtschafts- und Familienstandort wahrgenommen werden. Hierzu sind in den zurückliegenden Jahren wichtige Grundlagen geschaffen worden. So ist im Verbund mit den anderen südwestfälischen Kreisen  die Marke „Südwestfalen“ entwickelt und ausgebaut worden.

Tatsächlich hat sich diese Großregion zum ersten Mal als solche verfasst. Dies eröffnet die Möglichkeit, die Vorzüge Siegen-Wittgensteins auf europäischer Ebene wahrnehmbar zu machen. Mit dem Gewinn des Landes-Strukturförderwettbewerbes REGIONALE 2013 bieten sich damit in den nächsten Jahren auch für Siegen-Wittgenstein beste Chancen, Zukunftsprojekte mit überregionaler Strahlkraft zu realisieren.

Die CDU des Kreises Siegen-Wittgenstein versteht die hier vorgelegten Bausteine ihres Kommunalwahl-Programms 2009 als Beitrag zur Konkretisierung dieses Prozesses. Damit die Menschen bei der Kommunalwahl 2009 wissen, wofür die CDU im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts steht.

Im Mittelpunkt unseres politischen Handelns stehen die Menschen. Sie müssen sich hier wohl fühlen, müssen Arbeit und Geborgenheit finden. Wir orientieren uns als CDU auch in den kommenden Jahren an einem christlichen Menschenbild, das Nächstenliebe, Toleranz und die Ehrfurcht vor der Schöpfung Gottes kennzeichnet. Die CDU im Kreis Siegen-Wittgenstein spricht sich dafür aus, verkaufsoffene Sonn- und Feiertage auf das absolute Minimum zu beschränken.

Wie bisher gilt für uns auch künftig: Wir wollen die Starken in unserer Gesellschaft fördern, damit sie ihre Talente noch stärker zum Nutzen aller zur Entfaltung bringen. Zugleich wollen wir sie noch mehr fordern, damit durch solidarisches Handeln den schwachen Gliedern unseres Gemeinwesens die Unterstützung geboten werden kann, die sie für ein eigenverantwortliches Dasein und gesellschaftliche Teilhabe benötigen. Wir lassen uns dabei von fünf zentralen Zielsetzungen leiten.

  • Wir begreifen die demografische Entwicklung auch als Chance.

  • Unsere Köpfe entscheiden über unsere Zukunftschancen.

  • Wir wollen Arbeit dort schaffen und bewahren, wo wir wohnen.

  • Wir wollen den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft weiter fördern.

  • Wir wollen nicht auf Kosten unserer Kinder leben.

 

I. „Wir begreifen die demografische Entwicklung auch als Chance."

Vor uns steht eine große demografische Herausforderung. Wir werden in den kommenden Jahrzehnten weniger Menschen beheimaten. Bis zum Jahr 2025 wird die Einwohnerzahl in Siegen-Wittgenstein voraussichtlich um ca. 25.000 Menschen, also etwa neun Prozent der heutigen Einwohnerzahl, sinken. Zugleich wird unsere Gesellschaft im Durchschnitt älter. Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen wird bis zum Jahr 2025 um mehr als ein Viertel abnehmen, gleichzeitig werden dann die 55 bis 70-Jährigen die stärkste Gruppe bilden. Die Zahl der Hochbetagten (80 Jahre und älter) wird sich bis dahin in etwa verdoppeln. Der Kreis Siegen-Wittgenstein muss hierauf Antworten formulieren, in nahezu allen gesellschaftlichen Segmenten. Der damit verbundene Prozess der Umstrukturierung wird sehr tief greifend wirken. Aufgabe ist es, den Bevölkerungsrückgang soweit wie möglich zu bremsen und ihm mit innovativen und kreativen Ansätzen zu begegnen. Familien sollen sich in Siegen-Wittgenstein wohlfühlen. Senioren sollen im Alter selbstbestimmt eine gute Lebensqualität erfahren können.

Wir brauchen attraktive Lebensräume für alle Generationen. Dazu sind die Städte und Gemeinden im Kreisgebiet fortzuentwickeln. Überall benötigen wir wohnortnahe Infrastrukturen wie Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Bildungs-, Kultur und Sportangebote, ambulante medizinische Versorgung und verkehrliche Anbindung. Insbesondere die Belange von Kindern und Familien müssen stärker in den Mittelpunkt politischen Handelns rücken.

Dies alles kann jedoch nicht nur kommunale Aufgabe sein, vielmehr gilt es hier besonders, ehrenamtliche Initiativen zu unterstützen und auszubauen. Auf die Problemstellungen der einzelnen Ortschaften und Stadtteile müssen jeweils gemeinsam individuelle Antworten und Lösungen gefunden werden.

Wir wollen dies ebenso behutsam wie entschieden tun. Und wir wollen diesen Prozess als Chance begreifen, ihn aktiv gestalten. Die demografische Entwicklung ist keine unabänderliche Größe. Sie kann um so eher gestaltet werden, je unvoreingenommener man sich ihr stellt.

 

(1) Attraktiver Standort für Kinder und Familien

Wir sind dabei, Siegen-Wittgenstein zu einer der familienfreundlichsten Regionen in Deutschland zu machen. Um dem prognostizierten Bevölkerungsrückgang unmittelbar zu begegnen, ist es notwendig, noch bessere familienfreundliche Angebote zu entwickeln.

Wir wollen den weiteren Ausbau von notwendigen Betreuungsangeboten unterstützen. Alle Familien sollen gestärkt, alle Kinder von Anfang an gefördert werden. An den Schulen sollen Ganztagsangebote bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Familienleben und Beruf sollen bei Wunsch  vereinbar sein, zugleich sollen Alleinerziehende und Wiedereinsteiger(innen) nach der Elternphase Einstiegschancen und attraktive Teilzeitangebote  auf dem regionalen Arbeitsmarkt  finden.

Eine besondere Rolle nehmen die heimischen Unternehmen ein. Als Arbeitgeber nehmen sie im Rahmen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unmittelbaren Einfluss auf die Gestaltung familienfreundlicher Strukturen in der Region. Außerdem verfügen sie über eine gesellschaftliche Vorbildfunktion und können Familienfreundlichkeit ein sehr eigenes Gesicht geben.

Befragungen zeigen, dass kaum eine Familie daran denkt, aus der Region wegzuziehen. Das zeigt, dass es neben dem Ausbau von Angebotsstrukturen auch darum gehen muss, Siegen-Wittgenstein schon heute als attraktiven Familienstandort überregional wahrnehmbar zu machen. Mit diesem Pfund sollte die Region wuchern. Hier liegt eine wesentliche Aufgabe des regionalen Standortmarketings. Gleichzeitig muss Politik die gesellschaftliche Bedeutung familienfreundlicher Strukturen im öffentlichen Meinungsbild hervorheben. Unsere „Initiative Familie ist Zukunft“ entwickelt in partnerschaftlicher Zusammenarbeit von Kreis, Städten und Gemeinden sowie Dritten hierzu Lösungen in Gemeindemodellen.

 

(2) Leben und Wohnen im Alter vorantreiben

Die Menschen werden älter. Zugleich lösen sich vielfach die familiären Strukturen und nachbarschaftlichen Bindungen auf. Die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts vorherrschende Großfamilie ist heute faktisch nur noch in wenigen Teilen unserer Region existent. Auf der anderen Seite verliert die Unterbringung in Sonderwohnformen wie Alten- und Pflegeheimen an Akzeptanz, da sie vielfach als Ausgrenzung empfunden wird. Hieraus ergeben sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels vielfältige Konsequenzen für die häusliche Pflege im Alter. Das, was Familienstrukturen in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts nahezu flächendeckend leisteten, muss zukünftig durch eine intelligente Organisation in „public private partnership“ auch von öffentlicher Seite mit ermöglicht werden. Dort, wo familiäre Strukturen bestehen, müssen diese gestärkt werden. Darüber hinaus können Mehrgenerationenhäuser und Gruppenwohnungen mit zielgruppenspezifischen Angeboten im Bereich „betreutes Wohnen“ eine wesentliche Rolle spielen. Sie sind integraler Bestandteil unserer Initiative „Leben und Wohnen im Alter“.

Durch diese und viele andere, zum Teil noch neu zu entwickelnde Projekte muss in Siegen-Wittgenstein sicher gestellt werden, dass auch zukünftig ältere Menschen in Würde altern können und gleichzeitig die wirtschaftlichen Risiken dieses Alterungsprozesses nicht allein dem Staat überantwortet werden.

 

II.  „Unsere Köpfe entscheiden über unsere Zukunftschancen."

Wir sind eine an Bodenschätzen arme Gegend. Also werden wir unseren Wohlstand nur halten können, wenn wir mit klugen Köpfen bessere und preiswertere Produkte herstellen und Dienstleistungen anbieten als andere Regionen. Wir brauchen dafür gebildete Unternehmer und Arbeitnehmer. Beides war in der Vergangenheit und ist in der Zukunft entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg in der Region.

Die Bildung ist das Leitthema der nächsten Jahre. Unser Ehrgeiz als Kreis Siegen-Wittgenstein besteht darin, unsere Bildungsanstrengungen so auszuweiten, dass wir in der Bildungs-Bundesliga wahrgenommen werden. Wir wollen eine ständig „lernende Region“ werden. Nicht nur Benachteiligte brauchen dabei Unterstützung, Begabte ebenfalls!

 

(3) Duale Studienangebote für starke Schüler weiter ausbauen

Der Arbeitsmarkt ändert sich fortlaufend. Stärker wissensbasierte Tätigkeiten nehmen in unseren Unternehmen zukünftig immer mehr Raum ein. Daher steigt der Bedarf an praxisorientiert ausgebildeten Hochschulabsolventen nicht dramatisch, aber stetig. Hierauf müssen wir uns einstellen. Wir setzen uns als CDU Siegen-Wittgenstein deswegen dafür ein, dass die vor Ort angebotenen dualen Studiengänge deutlich ausgebaut werden. Es liegt im Interesse des Kreises, die Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) mit ihrem Standort in Siegen-Geisweid zu halten. Zugleich werden wir in der Universität Siegen dafür werben, dass auch die Hochschule in diesem Feld mehr Aktivitäten entfaltet. Sie sollte nach unserem Dafürhalten duale Studiengänge zu einem ihrer Markenzeichen entwickeln. Insgesamt gilt es, durch attraktive Rahmenbedingungen die nachfolgende Generation auch weiterhin an die Region zu binden.

 

(4) Chancen für benachteiligte Schüler schaffen

„Von der Schulbank an die Werkbank“ - und dies am besten ohne teure und oftmals nicht effektive Warteschleifen. Dies ist das Motto des Kreises Siegen-Wittgenstein im wichtigen Themenfeld Übergang Schule/Beruf. Hier wurden in unserer Heimat in den vergangenen Jahren Maßstäbe gesetzt, die überregional beachtet werden. Kreistag und Landrat haben die entwickelten Ansätze nach Kräften unterstützt. Über 1 Mio. € wurden hierfür zur Verfügung gestellt, und das in Zeiten knapper Kassen.

Mit dem regionalen „Haus der Berufsvorbereitung“ sowie dem Modellvorhaben „Ein-Topf“ sind erste Schritte gelungen, die direkten Übergangsquoten von Hauptschülern in das betriebliche Ausbildungssystem deutlich zu steigern. Zugleich wurde begonnen, bei Jugendlichen mit problematischen Elternhäusern mit Stützangeboten früher anzusetzen als bisher üblich; nicht erst, wenn sie arbeitslos sind, sondern bereits in der 8. Klasse. Getreu der Devise: „Prävention ist besser als Reparatur!“

Wir wollen Siegen-Wittgenstein zur innovativsten Region in Nordrhein-Westfalen entwickeln, was den Übergang von der Schule in den Beruf angeht. Hierzu werden nach dem Willen der CDU in den kommenden Jahren die vorhandenen Modell-Ansätze in engem Schulterschluss mit Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften und der Agentur für Arbeit fortentwickelt. Der praxisnahe Bildungsansatz der Hauptschule wird weiterhin benötigt.

 

(5) Berufskollegs sichern und fortentwickeln

Im Kreis Siegen-Wittgenstein sind insgesamt vier Berufskollegs tätig. Sie leisten beispielhafte Arbeit. Dies muss so bleiben. Hierzu ist auch zukünftig eine angemessene infrastrukturelle und sächliche Ausstattung erforderlich. In die Berufskollegs hat der Kreis Siegen-Wittgenstein in den vergangenen sechs Jahren über 13 Mio. € investiert. Diese Investitionen dienen der Zukunftssicherung. Es sind Finanzmittel, die in unsere Bürger investiert werden. Denn das Know-how unserer Bevölkerung, ihre Kreativität, ihr Fleiß und ihre Einstellungen sind die Faktoren, die unsere Zukunft sichern. Nirgends sonst ist öffentliches Geld besser eingesetzt als in die Köpfe unserer Kinder und die Fähigkeiten unserer Beschäftigten.

Für die Region ist die berufliche Bildung ein wesentlicher Standortfaktor. Daher müssen die Berufskollegs leistungsstark und wohnortnah vorgehalten werden, gerade auch im Wittgensteiner Land. Die Finanzierung entsprechender Investitionsvorhaben sollte sich nach dem Willen der CDU in den nächsten 10 Jahren stärker auf deren maschinen-technische Ausstattung als auf eine räumliche Erweiterung konzentrieren. Die Strukturoptimierung innerhalb der Berufskollegs muss Vorrang vor ihrem weiteren quantitativen Ausbau erhalten - schon allein aus demografischen Gründen. Die beste Ausstattung der Schulen nutzt jedoch niemandem, wenn nicht zugleich die personelle Ausstattung der Berufskollegs auskömmlich ist. Hieran muss der Kreis Siegen-Wittgenstein arbeiten. Zukünftig stärker als bisher. In personeller Hinsicht drohen die Berufskollegs in den kommenden Jahren auszubluten. Dies können wir uns nicht leisten.

Siegen-Wittgenstein gehört zu den Regionen mit der höchsten Ausbildungsplatzdichte in ganz Nordrhein-Westfalen. Die Zuwächse auf dem regionalen Lehrstellenmarkt liegen deutlich über dem Landesdurchschnitt. Über 1.000 Unternehmen sichern in Industrie, Handel und Handwerk mit beispielhaften Ausbildungsleistungen ihren Fachkräftenachwuchs. Diese Unternehmen geben den jungen Menschen vor Ort Perspektiven. Es liegt im zentralen Interesse unseres Kreises, dass dies auch zukünftig so bleibt. Dies geht nur mit leistungsfähigen Berufsschulen. Wir werden in den kommenden Jahren jede vernünftige Initiative unterstützen, die den Lehrernachwuchs für Berufskollegs in Siegen-Wittgenstein weiter auffächert.

 

(6) Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft intensivieren

Die allgemein bildenden Schulen erbringen einen wichtigen Bildungs- und Erziehungsauftrag in allen Kommunen unseres Kreises. Wir erwarten von ihnen, dass sie zukünftig noch stärkere Mitverantwortung dafür übernehmen, dass ihre Absolventen gesicherte berufliche Perspektiven in der Region geboten bekommen. Wir werden im Kreis Siegen-Wittgenstein alle Schulen dabei unterstützen, intensive Arbeitskontakte zu Unternehmen in deren unmittelbaren Umfeld aufzubauen.

 

(7) Abgestimmte Schulentwicklung vorantreiben

Zu Beginn, noch stärker Mitte des nächsten Jahrzehnts wird sich die demografische Entwicklung noch nachhaltiger als bisher schon in völlig veränderten Rahmenbedingungen für das allgemein bildende Schulwesen niederschlagen. Aber auch die Lage für die betriebliche Erstausbildung und die Hochschulen wird sich gravierend umkehren. In den kommenden 10 bis 15 Jahren werden Unternehmen ebenso intensiv um Lehrlinge konkurrieren wie die Universitäten und Fachhochschulen um Studenten werben müssen. Zunächst sind von dieser Entwicklung die Schulen im Primar- und Sekundarbereich betroffen. Mittelfristig werden jedoch ebenfalls innerbetriebliche Lehrecken, überbetriebliche Lehrwerkstätten, Berufskollegs, Betreuungseinrichtungen und Volkshochschulen betroffen sein.

Nach Auffassung der CDU ist es in diesem Umstrukturierungsprozess von wesentlicher Bedeutung, eine zwischen den unterschiedlichen Ebenen der öffentlichen Hand abgestimmte Ressourcenplanung umzusetzen. Hierzu sollen in der kommenden Wahlperiode die Voraussetzungen geschaffen werden. Wir benötigen eine zwischen Kreis und Kommunen verzahnte Schulentwicklungsplanung im Kreis Siegen-Wittgenstein. Nicht allein wegen der demografischen Entwicklung, vor allem auch wegen der erheblichen Finanzprobleme in den kommunalen Haushalten. Hierzu sollen in den kommenden fünf Jahren wichtige Initiativen vorbereitet und entwickelt werden.

 

(8) ALG II-Verwaltung kommunalisieren

Über die Hälfte der Menschen, die im Kreis Siegen-Wittgenstein eine Beschäftigung suchen, sind Langzeitarbeitslose. Wir wollen dafür sorgen, dass diese Menschen schneller als bisher wieder in Arbeit gebracht werden, damit sie Einkommen und Selbstachtung behalten. Vor allem für langzeitarbeitslose Personen, die ein Jahr und länger auf Beschäftigungssuche sind, bedarf es einer Betreuung, Qualifizierung und Vermittlung, die nah an den Bedürfnissen der Betriebe und der Menschen vor Ort angesiedelt ist. Daher setzt sich die CDU in Siegen-Wittgenstein nachhaltig dafür ein, die ALG II-Verwaltung komplett in kommunale Hand zu geben. Wir wollen nicht im Beiwagen eines Bundes-Sozialamtes mit Steuerung aus der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit mitfahren; gewissermaßen als kommunales Anhängsel. Wir wollen ortsnahe Problemlösungen für die Menschen, damit diese wieder schnell in Arbeit kommen.

 

(9) Weiterbildungsberatung ausbauen

Der technologische Wandel, dem die Unternehmen unterworfen sind, hat in den vergangenen Jahren an Intensität gewonnen. Für die Menschen in Siegen-Wittgenstein wirkt sich dies aus. Sie müssen ihre berufliche Qualifikation permanent auf dem neuesten Stand halten.

Hierfür benötigen sie Information und Beratung, damit sie wissen, wo es welche beruflichen Bildungsangebote im Kreis und darüber hinaus gibt. Hierzu bedarf es zukünftig noch stärker als bisher einer qualifizierten und trägerneutralen Weiterbildungsberatung, damit die Weiterbildungsbeteiligung in unserer Region weiter gesteigert wird.

Wir haben im Kreis Siegen-Wittgenstein in den vergangenen 20 Jahren in diesem Feld Maßstäbe gesetzt, die auch überregional Beachtung fanden. Die KM:SI-GmbH wird diese Dienstleistungen auch zukünftig in ihrem „Beratungsservice Weiterbildung“ vorhalten. Die CDU wird dafür Sorge tragen, dass vom Kreis Siegen-Wittgenstein hierfür angemessene Finanzmittel bereit gestellt werden.

 

III.  „Wir wollen Arbeit dort schaffen und bewahren, wo wir wohnen.“

Unsere Heimat ist schön und liebenswert. Sie ist in den allermeisten Teilen sehr natürlich geblieben. Und zugleich bietet sie einer großen Zahl von Menschen wohnortnah Beschäftigung. Unsere Arbeitslosenzahlen gehören zu den niedrigsten in ganz Nordrhein-Westfalen. In wirtschaftlicher Hinsicht entwickelte sich Siegen-Wittgenstein in den letzten Jahren prächtig. Dies soll so bleiben. Der Arbeitsplatz ist vor dem Hintergrund des demografischen Wandels das vorrangige Argument für den Menschen, seinen Lebensmittelpunkt an einen bestimmten Ort zu verlegen. Warum herrschen heute bei uns Aufbruchstimmung und Zuversicht? Weil wir verstanden haben, dass sich überall dort der Erfolg einstellte, wo kreative Unternehmer und pfiffige Arbeitnehmer partnerschaftlich zu Werke gehen, zupackende Politiker und Beamte die kommunale Ebene beherrschen, Flächen verfügbar und zugleich eine gute verkehrstechnische Anbindung gegeben sind. Damit dies so bleibt, müssen auch in den kommenden Jahren die Weichen richtig gestellt werden.

 

(10) Gewerbeflächenangebot behutsam aufbauen

In Siegen-Wittgenstein sind rund 14.000 Gewerbetreibende tätig. Unser wirtschaftlicher Schwerpunkt liegt nach wie vor im produzierenden Gewerbe. Hier ist nahezu die Hälfte aller Erwerbstätigen in der Region beschäftigt. Wir in Südwestfalen sind das industrielle Herz unseres Landes.

Wenn wir auch zukünftig dort Arbeit und Ausbildung haben wollen, wo wir wohnen, müssen wir in allen Städten und Gemeinden den Unternehmen in ausreichendem Maße geeignete Flächen zu Verfügung stellen, wenn sinnvoll und möglich auch in interkommunaler Zusammenarbeit. Nur so können die Arbeitsplätze vor Ort gehalten werden.

Dabei setzt sich die CDU dafür ein, dass eine behutsame und bedarfsgerechte Gewerbeflächen-Vorratspolitik mit Augenmaß betrieben wird. Es geht nicht um Flächen um jeden Preis. Aber ohne Flächen-Neuausweisungen sind eine dauerhaft gedeihliche Entwicklung und wohnortnahe Arbeitsplätze nicht möglich. Nachhaltig sollte sich der Kreis Siegen-Wittgenstein dafür stark machen, dass die im Regionalplan vorgesehenen Neuausweisungen ebenso schnell und unaufgeregt wie verantwortungsbewusst umgesetzt werden.

Zugleich sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, brachliegende Industrieflächen wieder zu nutzen.

Für uns gilt: Vorfahrt hat, was Arbeit schafft. Daher wird auch zukünftig im Kreis Siegen-Wittgenstein in allen CDU-geführten Kommunen und der Kreisverwaltung die Wirtschaftsförderung als Chefsache gehandelt. Die CDU setzt sich nachhaltig dafür ein, dabei die kommunalen Dienstleistungen für die Unternehmen jeweils in den Kommunen und dem Kreis in einer Hand zu bündeln. Das, was in nahezu allen Kommunen für die Bürger die Bürgerbüros sind, soll zukünftig in jeder einzelnen Kommune auch für Unternehmen gelten. Behördenlotsen sollen für die Firmen alle kommunalen Dienstleistungen in einer Hand bündeln. Auf diese Weise wollen wir insbesondere die Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen.

 

(11) Ausbau der Verkehrsinfrastruktur beherzt in Angriff nehmen

Die Kommunen im Kreis Siegen-Wittgenstein sind bei ihrer Entwicklung auf eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur angewiesen, die die Voraussetzung für die Sicherung des Wohlstandes, für die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen und für die Versorgung der Menschen ist und bleibt. Gerade Unternehmen benötigen neben Flächen und qualifizierten Mitarbeitern vor allem leistungsfähige Verkehrsanbindungen.

Daher verfolgt der Kreis Siegen-Wittgenstein nach wie vor engagiert das Ziel, dass schnell eine möglichst vierspurige (3+1-spurige) und kreuzungsfreie Schnellverkehrstraße zwischen Kreuztal und dem Autobahndreieck Hattenbach geschaffen wird. Parallel dazu sind notwendige Ortsumgehungen voran zu treiben, dabei sind Tunnellösungen nicht auszuschließen. Der Instandsetzung wie auch der Instandhaltung der Kreisstraßen kommt eine wichtige Bedeutung zu. Hier sind bereits in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen getätigt worden.

Ferner ist der Weiterbau der HTS nach Süden (Rheinland-Pfalz) voranzutreiben, damit die dringend notwendige Verkehrsentlastung für die Anwohner des Siegener Südens und eine schnelle Verkehrsanbindung an den Nachbarkreis Altenkirchen erfolgen kann.

Die direkte Anbindung der Region an das überregionale Fernverbindungnetz mit IC/ICE-Verbindungen, der schienengebundene Personennahverkehr und der Güterverkehr sind für die Mobilität der Bevölkerung, der zügigen Erreichbarkeit Siegen-Wittgensteins und für die Standortqualität wichtiger Branchen von großer Bedeutung.

Gleiches gilt für die Verfügbarkeit leistungsfähiger und bezahlbarer Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs, gerade in der Fläche. Hier „ernten wir derzeit die Früchte“ des VWS-Verkaufs. Wäre seinerzeit nicht so entschlossen gehandelt worden, wie dies der Fall war, wären millionenschwere Lasten für den kreisangehörigen Raum zwangsläufig die Folge gewesen. Keines der Horror-Szenarien, die die Verkaufs-Gegner vor wenigen Jahren an die Wand malten, ist Wirklichkeit geworden. Im Gegenteil: Heute ist sichtbarer denn je, wie positiv sich diese regional-politische Entscheidung mittlerweile auswirkt. So hat zwischenzeitlich eine Vielzahl an Sondertickets, wie das „Job-Ticket“ oder die „Fun-Card“, den Weg auf den Markt gefunden.

 

(12) Wirtschaftsförderung weiter optimieren

In den vergangenen Jahren ist es unter Führung des Landrates gelungen, das ins Schlingern geratene Technologiezentrum neu aufzustellen. Die Einrichtung wurde komplett entschuldet. Der Kreis holte neue Partner ins Boot. Zugleich wurden erste Bausteine eines neuen Profils entwickelt. Eine neue Wirtschaftsförderungsgesellschaft entstand, die „Kompetenzregion Mittelstand Siegen-Wittgenstein GmbH“ (KM:SI GmbH). Die Aufgabe dieser GmbH besteht darin, die Kommunikation zwischen Unternehmen, Universität und anderen institutionellen Akteuren in der Region zu verbessern, vor allem damit unternehmerische Standortentscheidungen schnell und professionell getroffen werden können. Auch und vor allem zum Wohle der hier lebenden Menschen.

Wir wollen unnötige Doppelarbeit in der Wirtschaftsförderung vermeiden. Immer dann, wenn Unternehmen betriebsbezogene Standortfragen haben, soll die KM:SI GmbH tätig werden - schnell, effizient und unbürokratisch. Und nur dann, wenn es um infrastrukturelle und öffentlich-rechtliche Fragen geht, ist der Kreis Siegen-Wittgenstein der erste Ansprechpartner. Diese neue Arbeitsteilung haben wir definiert. Sie gilt es, in den kommenden Jahren weiter mit Leben zu erfüllen.

 

(13) Verzahnung zwischen Universität und Wirtschaft verstärken

In der Universität Siegen ist erhebliches Know-how gebündelt. Sie ist nicht nur der größte Arbeitgeber der Region. Durch ihr Wirken ist es auch gelungen, zahlreiche innovative und „kritische Geister“ nach Siegen-Wittgenstein zu holen. Die dort gebündelte Kreativität muss in den kommenden Jahren noch stärker für unsere Heimat nutzbar gemacht werden. Universität und Region sind durch ein Band der gegenseitigen Verantwortung eng miteinander verbunden. Die Universität steht im scharfen Wettbewerb mit anderen Hochschulen. Heute stärker denn je. Sie muss sich daher viel stärker als in der Vergangenheit als Motor der regionalen Entwicklung verstehen und eignet sich nicht als Kristallisationspunkt für landespolitische Diskussionen. Das übergeordnete Ziel des Kreises Siegen-Wittgenstein muss nach Auffassung der CDU darin bestehen, dass die Universität Siegen insbesondere ihre Excellenzbereiche stärker ausprägt und sich auf der Grundlage dieser Profilbildung endlich zum eigentlichen Motor des regionalen Technologietransfers entwickelt. Hierzu müssen die Unternehmen auf die Universität zugehen. Aber auch die Hochschule sollten wir hier mehr fordern. Sie sollte gleichzeitig ihre Anstrengungen verstärken, aus eigenem Antrieb auf die Wirtschaft zuzugehen. Zudem ist die überregionale Bedeutung der Universität in der Binnen- und Außenkommunikation stärker hervorzuheben. Die Zusammenarbeit der Universität mit dem Regionalmarketing des Kreises und dem Marketing der Großregion Südwestfalen ist fortzuentwickeln.

 

(14) Rothaarsteig als Ankerpunkt verstehen und Naturerlebnisse schaffen

Mit rund 70 % Waldanteil ist der Kreis Siegen-Wittgenstein der waldreichste Kreis in Deutschland. Mit dem Rothaarsteig ist es gelungen, einen touristischen Anziehungspunkt zu entwickeln, der weit über unsere Region hinaus wirkt. Nach dem Willen der CDU soll unsere Tourismuswirtschaft in den kommenden Jahren darauf ausgerichtet werden, um diesen Ankerpunkt herum einige wenige, jedoch qualitativ hochwertige touristische Angebote zu entwickeln.

Die Zukunft gehört hierbei insbesondere der Entwicklung und Umsetzung von Naturerlebnisangeboten, wie etwa der Wiederansiedelung von Wisenten in Wittgenstein, für die sich der Kreis unter Führung des Landrates in den letzten Jahren stark gemacht hat. Der touristische Vermarktungsschwerpunkt „Wandern und Naturerleben“ ist weiter auszubauen. Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden haben in Zusammenarbeit mit dem Touristikverband Siegerland-Wittgenstein um den „Premium-Wanderweg der Sinne“ weitere Extra-Touren geschaffen. Diesen Weg wollen wir weitergehen und dabei die gute Zusammenarbeit mit weiteren Partnern, wie den Waldbauern und dem Sauerländischen Gebirgsverein, fortsetzen. Bei der weiteren Profilierung des Rothaarsteigs sieht die CDU einen Schwerpunkt in der speziellen Entwicklung kinder- und familienfreundlicher Angebote, wie beispielsweise dem „Märchenweg“. Unser Ziel muss es sein, den Wanderern am Rothaarsteig die Gewissheit zu vermitteln, dass ein erneuter Besuch in unserer Region weitere Highlights verspricht.

Die CDU sieht in den Feldern Kulturtourismus und Gesundheitswirtschaft („Medical Wellness“) weitere Entwicklungspotentiale für den heimischen Tourismus. Auch hier müssen Chancen ermittelt und Konzeptionen erarbeitet werden.

 

IV.  „Wir wollen den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft weiter fördern.“

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die Sicherheit bietet und Toleranz atmet, einer Gesellschaft, die fördert und fordert. Wir stellen uns ein Gemeinwesen vor, das sicher ist, Eigentum achtet und ein wertegebundenes Fundament aufweist. Sicherheit wollen wir für junge und natürlich auch für ältere Menschen. Sicherheit vor allem auch im Alter. Wir stellen uns eine Gesellschaft vor, in der Jung und Alt generationenübergreifend in gegenseitiger Toleranz und Respekt zusammen leben.

 

(15) Familien bleiben gesellschaftliches Fundament

Sicherheit bedeutet für uns zunächst die Verlässlichkeit von Strukturen im persönlichen Bereich. Ehe und Familie bleiben das zentrale Fundament unserer Gesellschaft. Nur wer in behüteten Strukturen aufwächst, wird das nötige Rüstzeug für sein Leben erhalten. Nur wer in gesicherten Strukturen lebt, kann auf Dauer wirksame Teilhabe in Staat und Gesellschaft praktizieren. Die CDU setzt sich nachhaltig dafür ein, dass in den kommenden Jahren im Rahmen des finanziell Machbaren weitere Initiativen entwickelt werden, die insbesondere die familiären Strukturen unterstützen. Neben dem Ausbau von Kindergartenplätzen und der Betreuung der Kinder über den vormittäglichen Unterricht hinaus, etwa im Rahmen des Ganztagsbetriebes, müssen die Eltern aber auf Strukturen zurückgreifen können, die ihnen selbst zusätzliche Erziehungskompetenzen vermitteln. Es darf nicht Ziel sein, dass der Großteil der eigentlichen Erziehungsarbeit in Betreuungsangeboten gleich welcher Art erfolgt.

Eltern sollen nach dem Willen der CDU darauf vertrauen können, in Siegen-Wittgenstein gute Bedingungen für sich  und ihre Kinder zu finden. Zugleich muss vermieden werden, dass Angst und Ungewissheit den Blick in die persönliche Zukunft trüben. Die Menschen sollen sicher sein, dass sie auch im Alter ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben in Würde und Geborgenheit führen können. Dies setzt auch ein Netz an ambulanten und stationären Pflegeangeboten voraus, das den zukünftigen Bedarfen gerecht wird.

 

(16) Kriminalitätsbekämpfung weiter wesentlich

Sicherheit bedeutet für uns zugleich auch den Schutz von Grund und Boden und den Respekt vor dem Eigentum anderer Leute. Unsere Region gehört zu den sichersten in Nordrhein-Westfalen. Unsere Polizei leistet hervorragende Arbeit. Gleichwohl fühlen sich immer wieder Menschen verunsichert, insbesondere durch den Vandalismus, der vornehmlich in unseren Städten gelegentlich offenkundig wird. Ordnungspartnerschaften sollten daher weiter forciert werden. Dann, wenn die Polizei, Vereine, Ordnungsämter und andere staatliche Stellen vor Ort Lösungen für sichere Ortschaften und Innenstädte entwickeln, lassen sich die Probleme am ehesten lösen. Ein besonderes Augenmerk muss auf der Bekämpfung der Jugendkriminalität liegen. Sicherheit beginnt, wenn man Verschmutzungen, Zerstörungen oder Gewalt offen anspricht. Wo Gespräche nicht helfen, muss durchgegriffen werden. Wer Recht und Gesetz nicht achtet, muss damit rechnen, dass seine Taten geahndet werden.

Aber auch hier gilt: Prävention ist besser als Reparatur. Zugleich sollte nicht übermäßig reagiert werden. Nach wie vor ist es lediglich eine kleine Minderheit, die anderer Leute Leben, anderer Leute Eigentum, vor allem auch das öffentliche Eigentum missachtet.

 

(17) Krankenhaus-Strukturreform vorantreiben

Sicherheit bedeutet für unsere Mitbürger auch, sich bei einsetzender Krankheit auf eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung verlassen zu können. Dabei wissen wir, dass auf die regionale Gesundheits-Infrastruktur tief greifende Herausforderungen zukommen. Schon heute sind die ersten Ausläufer spürbar. Unsere Menschen werden im Durchschnitt älter. Sie bedürfen daher länger als Menschen in früheren Jahrhunderten einer leistungsfähigen medizinischen Infrastruktur. Dies betrifft in erster Linie die Krankenhäuser. Alle Fachleute sind sich darin einig, dass der steigende Kostendruck im Gesundheitssektor und die zunehmende Alterung der Gesellschaft schon in wenigen Jahren etliche Kliniken in die Insolvenz treiben. Neuere Gutachten bestätigen dies. Wir haben daher in Siegen-Wittgenstein früher als andere Regionen einen Weg der vertieften Kooperation eingeschlagen.

Unser Ziel ist es, durch einen Krankenhausverbund Synergieeffekte zu schaffen, Kosten zu senken, wirtschaftliche Risiken für den Kreis Siegen-Wittgenstein zu minimieren und gleichzeitig eine wohnortnahe Gesundheits-Infrastruktur auf hohem Niveau dauerhaft sicher stellen zu können. Wir müssen und wir wollen diesen Prozess nach vorne treiben. Kooperation gehört die Zukunft.

 

(18) Kulturelle Vielfalt stärken

Kultur verbindet, bringt Menschen zusammen und überschreitet dabei nahezu mühelos Generationengrenzen. Im Kreis Siegen-Wittgenstein werden im Jahre 2015 7.000 Menschen weniger wohnen als derzeit. Besonders stark trifft es unsere Region dabei in der Personengruppe der 27 bis 45-Jährigen. Es liegt im zentralen Interesse des Kreises, um die Premium-Marken „Kultur pur“, „Lŷz“, „Museum für Gegenwartskunst“, „Philharmonie Südwestfalen“ und „Apollo-Theater“ herum weitere kulturbezogene Initiativen zu fördern. Hierzu sind verstärkt Kultur-Netzwerke zu schaffen. Eines unserer wesentlichen Ziele besteht darin, die bislang vorwiegend im „Lŷz“ verortete Kleinkunst noch stärker in der Region zu vernetzen. Schließlich hat die Ausgestaltung des kulturellen Angebotes maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung gerade junger Menschen, in eine Region zu ziehen und sich ihr dauerhaft verbunden zu fühlen.

Dabei sehen wir hier nicht in erster Linie und ausschließlich eine Aufgabe der öffentlichen Hand. Mit der Stiftung Philharmonie Südwestfalen, der größten Musik-Stiftung in Nordrhein-Westfalen, wurde erfolgreich ein neuer Weg beschritten.  Das kulturelle Leben unserer Region wird im Wesentlichen durch Tausende von Vereinen und Initiativen in den Städten und Gemeinden beeinflusst und gestaltet. Unzählige ehrenamtlich tätige Personen sind hier „unterwegs“, die vielfältige Angebote immer wieder von neuem schaffen. Die Freudenberger Freilichtbühne, das Wilnsdorfer Museum, das Haincher Wasserschloss, die Berleburger Schlosskonzerte oder auch der Gebrüder-Busch-Kreis - dies alles und vieles mehr prägt die Kulturlandschaft Siegen-Wittgensteins, die wir in den kommenden Jahren noch weiter ausgestalten möchten. Unser Augenmerk gilt dabei jedoch nicht allein den „Premium-Marken“. Auch der volkskundlichen Kultur und dem örtlichen Brauchtum muss Aufmerksamkeit geschenkt werden - gerade in Zeiten der Globalisierung.

 

(19) Integration vor allem über Sprache fördern

Tausende Menschen ausländischer Herkunft ließen sich in den vergangenen Jahrzehnten im Kreis Siegen-Wittgenstein nieder. In Nordrhein-Westfalen haben bereits 38 % aller Kinder unter 6 Jahren Eltern mit Migrationshintergrund. Für die CDU Siegen-Wittgenstein ist daher die Integration eine politische Schlüsselaufgabe. Wir verstehen dabei diese Aufgabe als einen positiven Prozess, in dem die Zuwanderer, die Politik und die gesamte Gesellschaft wichtige Beiträge leisten müssen. Integration bedeutet nicht, dass alle hier lebenden Menschen gleich werden sollen. Sie müssen jedoch alle möglichst gerechte Chancen erhalten, Bildung und Wohlstand zu erwerben. Wir wollen daher Kindergärten, Schulen und Vereine bei der besonderen gesellschaftspolitischen Herausforderung der Integration unterstützen.  In sich abgeschlossene Nebengesellschaften wollen wir nicht.

Integration bedeutet dabei für uns zunächst, dass jeder Einzelne Verantwortung zu übernehmen hat für unser Land und für unsere Gesellschaft. Für Deutsche und Ausländer gilt: Wer in Deutschland leben möchte, muss die zentralen Werte und Normen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung annehmen. Dabei verlangen wir von niemandem, dass er seine Herkunft verleugnet oder seine Wurzeln aufgibt.

Die unabdingbare Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe von Zuwanderern ist das Sprechen der deutschen Sprache. Die CDU Siegen-Wittgenstein setzt sich daher  nachhaltig dafür ein, dass alle Kinder und Jugendlichen über hinreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen müssen, wenn sie in die allgemeinbildenden Schulen eintreten. Werden bei der Einschulung Defizite deutlich, müssen diese zunächst geschlossen werden. Nach unserer Auffassung muss noch intensiver darüber nachgedacht werden, wie dem Spracherwerb temporärer Vorrang vor der Durchsetzung der Schulpflicht beigemessen werden kann.

 

(20) Ehrenamt stärken

Geschätzte 6 Mio. Menschen sind in Deutschland ehrenamtlich tätig. Studien zeigen, dass ehrenamtliches Engagement in unserer Region besonders ausgeprägt ist. Es gehört zur Mentalität der Siegerländer und Wittgensteiner da selbst anzupacken, wo andere laut klagen. Insbesondere die Bereitschaft sich in einem der zahlreichen Vereine für das Gemeinwesen einzusetzen, ist in unserer Region besonders stark ausgeprägt.

Hier wird hin-, nicht weggeschaut! Hier wird gehandelt – nicht gefordert! Unsere Dörfer zeichnen sich durch transparente und zugleich offene soziale Strukturen aus. Hier kennt man sich. Hier lebt man die Gemeinschaft. Die CDU bekennt sich zu den Dörfern und tritt für ihre Stärkung ein. Starke Dörfer bedeuten eine starke Region!

Ehrenamtliches Engagement bedeutet aktive Teilhabe an unserer Gesellschaft und Wille zur Mitgestaltung derselben. Die hier tätigen Vereine sind zu fördern und zu unterstützen. Der Kreis Siegen-Wittgenstein baute in den vergangenen Jahren die Strukturen für das Ehrenamt deutlich aus. Hierzu zählen Börsen, kostenfreie Qualifizierungen und zielgerichtete Angebote zur Würdigung ehrenamtlichen Engagements durch Preise oder etwa, als erster Kreis in Nordrhein-Westfalen, die geplante Einführung einer Ehrenamtskarte. Diese Arbeit soll fortgeführt werden. Ziel muss es sein, das Profil Siegen-Wittgensteins als vorbildliche Region auszubauen, in der Menschen gerne ein Ehrenamt ausüben.

 

V.  „Wir wollen nicht auf Kosten unserer Kinder leben.“

Ehrliche Politik betreiben heißt, ihre Kosten für zukünftige Generationen vorauszusehen soweit dies möglich ist. Leben auf Kosten der Zukunft ist nicht vereinbar mit umsichtigem politischen Handeln. Unsere Entscheidungen heute haben Auswirkungen auf die Lebensbedingungen unserer Kinder und Enkel morgen und übermorgen. Schuldenberge müssen abgebaut, Haushalte noch konsequenter konsolidiert werden.

Unser Naturraum hat über Jahrtausende hinweg den Menschen in der Region die Grundlage ihres wirtschaftlichen Handelns geboten. Dabei ist es zumeist gelungen beides, Wirtschaft und Natur, miteinander in Einklang zu bringen. Die Entwicklung und der Ausbau von Strukturen für die Gewinnung und Nutzung regenerativer Energien im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit unserer Natur im Interesse zukünftiger Generationen kommt hier eine besondere Bedeutung zu.

 

(21) Öffentliche Haushalte konsolidieren, Vermögen soweit wie möglich sichern

Weniger Menschen in Siegen-Wittgenstein bedeuten nicht automatisch auch ein weniger an öffentlichen Dienstleistungen. Wir werden nicht nur weniger, wir werden im Schnitt eben auch älter. Mit allen Konsequenzen für die private Vorsorge im Alter, aber eben auch die öffentlichen Haushalte. Dabei ist unstrittig, dass es eine der politischen Hauptaufgaben bleibt, die öffentlichen Finanzen zu konsolidieren.

Nach wie vor gibt die Öffentliche Hand mehr Geld aus, als sie einnimmt - und das, obwohl in Zeiten der Hochkonjunktur die Steuereinnahmen deutlich stärker sprudeln als im Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Wir benötigen daher weitere Konsolidierungsbemühungen - in Bund, Land, beim Kreis und in den Kommunen. Es bleibt richtig: Wer unseren Kindern und Enkelkindern eine erdrückende Schuldenlast überantwortet, nimmt ihnen Gestaltungsspielräume für ihre eigene Zukunft. Und es bleibt ebenfalls richtig: „Kaufe heute, zahle morgen“ - das geht meistens daneben. Wir müssen heute noch mehr sparen, damit überbordende Zinsbelastungen künftige Generationen nicht in ihre Zukunft nehmen.

 

(22) Durch erneuerbare Energien zum Klimaschutz beitragen

Wir leben in einem einmalig schönen und wertvollen Naturraum. Wir sind der waldreichste Kreis in Deutschland. Kennzeichen der Region ist auch eine hohe Anzahl an schutzwürdigen und deshalb auch geschützten Biotopen mit einer Vielzahl seltener Pflanzen- und Tierarten.

Leitmotiv jeglichen Handelns ist der Erhalt und die Entwicklung einer weitgehend intakten Natur- und Kulturlandschaft als Voraussetzung für die Existenz und den Erfolg der heimischen Forst- und Landwirtschaft sowie des heimischen Tourismus und als Lebensgrundlage für unsere Menschen, Tiere und Pflanzen. Die CDU tritt dafür ein, dass der Naturschutz dem Prinzip der Kooperation folgt, das heißt: Er wird mit den Menschen vollzogen, nicht gegen sie.

Der Waldreichtum ist ein Alleinstellungsmerkmal, das auch wirtschaftliche Aussagekraft besitzt: Wir sind umgeben von Biomasse. Dennoch findet der allergrößte Teil der Wertschöpfung des Rohstoffes Holz außerhalb der Kreisgrenzen statt. Das in Bau befindliche Biomasseheizkraftwerk in Schameder hat Signalfunktion: Es ist ein bundesweites Frischholz-Innovationsprojekt, das dafür sorgt, dass ca. 45.000 Menschen CO2-neutral mit Energie versorgt werden können. Zudem schafft es vor Ort zahlreiche Arbeitsplätze.

Angesichts steigender Preise für herkömmliche Energielieferanten stellt Holz zunehmend eine attraktive Alternative als bezahlbarer Energieträger dar, zumal die deutsche Forstwirtschaft deutlich dem Kriterium der Nachhaltigkeit entspricht, nicht mehr Holz zu schlagen als nachwächst. Mit Blick auf die Entwicklung des Energiemarktes muss in neue Richtungen gedacht werden. Dabei kommen etwa auch gemeindliche Energiemodelle, Gemeinschaftsinitiativen von Wohngebieten u.a. in Betracht. Unabhängig von der energetischen Verwertung von Biomasse tritt die CDU dafür ein, die hervorragenden Materialeigenschaften von Holz als Baustoff und Materialgrundlage für die Möbelherstellung stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Politik muss solche zukunftsweisende Trends unterstützen und die Rahmenbedingungen dafür bereitstellen, dass regionale Kompetenzen im nachhaltigen Umgang mit der Natur ausgebaut werden. Hierzu gehört auch der Aufbau von Netzwerken und übersichtlichen Beratungsangeboten.