"Bildung für alle"

04.04.2011

Zukunftschancen durch Bildung, Eckpunktepapier der Christlich Demokratischen Union in Siegen-Wittgenstein

Mit wachsender Intensität stellen wir derzeit fest, dass Bildung im umfassenden Sinne eines der wichtigsten Themen und gleichzeitig eine der herausragenden Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft ist. Unsere heutige Wissensgesellschaft, gekennzeichnet durch internationalen Wettbewerb, verlangt nach immer höherer Allgemeinbildung und speziellem Fachwissen auf allen Gebieten.

Für die Menschen schafft Bildung die Grundlage für ein erfülltes Leben und gesellschaftliche Teilhabe. Dabei ist uns wichtig, dass auf diesem Wege niemand zurückgelassen wird. Gerechte Bildungschancen sollten jedem Menschen in gleicher Weise zur Verfügung stehen.

Die CDU Siegen-Wittgenstein tritt für einen umfassenden und ganzheitlichen Bildungsbegriff ein. Dieser ganzheitliche Begriff beinhaltet nicht nur das Erschließen von Sprache, Naturwissenschaft, Musik, Sport, Kunst und Kultur, sondern auch das Entwickeln von sozialen Kompetenzen.  Die unterschiedlichen Gaben des Menschen sind in einem auf lebenslanges Lernen angelegten Bildungssystem durch den Gesetzgeber in öffentlicher und freier Trägerschaft zu fördern.

Manuelle und intellektuelle Begabungen sind grundsätzlich gleichwertig, nicht gegeneinander ausspielbar und dürfen nicht hierarchisch gegliederte soziale Standards verfestigen. Das Bildungswesen muss so gestaltet sein, dass es die unterschiedlichen Begabungen optimal zur Entfaltung bringt. Leistung soll dabei gefördert und honoriert werden.

Der besonderen Förderung bedürfen dabei Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, aus Randgruppen und bildungsfernen Schichten. Gleichermaßen muss besonders begabten Schülern die Möglichkeit zur optimalen Entfaltung gegeben werden. Das Bildungswesen in einer modernen und demokratischen Gesellschaft schafft „Aufstieg durch Bildung“ (Bundesministerin für Bildung und Forschung A. Schavan)!

Deshalb sehen wir Bildung als das Leitthema der kommenden Jahre.

Es wird darauf ankommen, dass wir in

A.   Frühkindlicher Bildung

B.   Schulbildung

C.   Beruflicher Bildung und

D.   Hochschulbildung

 

differenzierte Schwerpunktsetzung und die Weiterentwicklung der begonnenen Maßnahmen wie z. B. Sprachförderung, Lernstanderhebung u. a. verfolgen.

 

A.   Frühkindliche Bildung

Eltern und Familie legen das Fundament für eine erfolgreiche Bildungsbiografie. Ergänzend sind Kindergärten, ohne einer „Verschulung“ Vorschub zu leisten, der qualifizierten  Förderung kindlicher Fähigkeiten  (und nicht nur „Betreuung“) verpflichtet. Dazu gehört auch eine Steigerung der formalen Ausbildung und Qualifizierung  der Beschäftigten. Untrennbar damit verbunden ist dann auch deren angemessene  Bezahlung.

Bei entsprechender Eignung und Erfahrung muss es aber Übergangslösungen für die nach bisheriger Ausbildung beschäftigten Kräfte geben.

Die vielfältigen pädagogischen Aspekte im Rahmen der vorschulischen Bildung und Erziehung legen es nahe, die Zuständigkeit im Schulministerium anzusiedeln.

Das würde auch die Einbindung von Sprachtests, frühkindlicher Sprachförderung und die spezielle Förderung von Kindern mit sozialen und kognitiven Handicaps in den Grundschulen fördern und institutionalisieren. Die verpflichtenden vorschulischen Sprachtests und die besondere Verzahnung von Kita und Grundschule sind mit einer flexiblen Schuleingangsphase an den Grundschulen bereits eingeführt  und damit wichtige Maßnahmen in diese Richtung.

In einer sich wandelnden Gesellschaft muss unser Land ergänzende und/oder gleichwertige Möglichkeiten frühkindlicher Bildung für Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen und unterschiedlicher Herkunft bieten.

Insbesondere der zunehmende Anspruch vieler Eltern auf eine U3 Betreuung - auch in ländlichen Regionen – durch Kindertagesstätten oder Tagesmütter (-väter) ist durch Landesmittel zu unterstützen.

Das Elternhaus hat in der Erziehung einen hohen Stellenwert. Deshalb begrüßt die CDU Siegen-Wittgenstein den Schritt, über Familienzentren der Elternbildung (Deutsch-Kurse für Migranten) durch vernetzte Angebote mehr Aufmerksamkeit zu schenken. So können Familien durch Bildungsangebote gestärkt und bei Konflikten unterstützt werden. Die Annahme solcher Angebote muss gerade für Familien mit Konfliktpotenzial verbessert werden. Ziel sollte eine ganzheitliche Förderung aller Fähigkeiten des Kindes durch eine enge Zusammenarbeit aller am Wohl des Kindes beteiligten Akteure sein.

 

B:   Schulbildung

-Grundschulen

Die sinkenden Schülerzahlen machen sich zuerst an den Grundschulen bemerkbar. Die Qualität der Grundschulbildung sollte bei den dadurch bedingten planerischen und administrativen Maßnahmen aber nach Möglichkeit den Vorrang vor ökonomischen Erwägungen haben.

Natürlich muss Schule sich ständig entwickeln, aber allzu viele Reformen können eine gut funktionierende Schule auch zerstören. Schulbetrieb braucht Verlässlichkeit und Zeit zur Umsetzung von Reformprojekten. Deshalb sind Schulreformen per politisch motivierter Zwangsverfügung, z. B. die erneute Abschaffung der Kopfnoten und der Schulformempfehlung, keine Lösung.

Wir wollen auch das Recht der Eltern auf freie Wahl der Grundschule stärken.

Der bedarfsgerechte Ausbau des Ganztagsangebotes ist ein richtiger Weg.

Allerdings sollten hier Geld und Lehrerstellen für einen qualifiziertenGanztagsbetrieb bereitgestellt werden, der eine neue Rhythmisierung des Lernens und pädagogische Förderung ermöglicht und nicht nur auf eine „Betreuung“ hinausläuft. Schulen im Kreis, die in ihrem Schulprogramm hier schon fundierte Schwerpunkte gesetzt haben und zum Teil landesweit ausgezeichnet wurden, sollten ermutigt werden und Vorbildcharakter bekommen.

Schon die Grundschule sollte Möglichkeiten bekommen, Integration zu fördern, indem sie beispielsweise  Integrationskräfte aus Förderschulen oder qualifiziertes Fachpersonal (Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, Ergotherapeuten, Logopäden etc.) in ihr Kollegium einbeziehen kann.

Der Schulerfolg aller Kinder ist nachhaltig weiter durch ausreichende Lehrerstellen und eine verbesserte Unterrichtsqualität zu erreichen.

In der räumlichen und inhaltlichen Verknüpfung zwischen vorschulischer Erziehung und Primarstufe sehen wir noch weitreichende Entwicklungsmöglichkeiten.

Die Möglichkeiten der Verbundlösungen sollten aufgrund der besseren Lehrerausstattung genutzt werden, wenn sich nur so Schulen in Stadtteilen oder Dörfern erhalten lassen.

 

 

 

- Weiterführende Schulen

Die CDU Siegen-Wittgenstein befürwortet grundsätzlich die Beibehaltung des gegliederten Schulsystems. Dass die von der SPD/Grünen-Landesregierung so genannte Gemeinschaftsschule (Einheitsschule) nicht von vorn herein und ausschließlich die Antwort auf die aktuellen Herausforderungen der Bildungspolitik sein kann, beweist eine internationale Vergleichsstudie, die die Unternehmensberatung McKinsey durchgeführt hat.

Die in den PISA-Studien am besten abschneidenden Länder wie Baden-Würtemberg, Bayern und Sachsen beweisen mit ihren gegliederten Schulsystemen zum einen das Gegenteil. Zum anderen erinnern sie daran, dass Schulen, die nicht ständig neuen Systemexperimenten ausgesetzt werden, verlässlich und auf Dauer gute Ausbildung gewährleisten können. Deshalb sind wir gegen immer neue Schulversuche, die jeweils im Ergebnis nicht vorhersehbar und nur wieder mit erneuter Verunsicherung und Lähmung der Schulen umkehrbar sind. Diese Vergleichbarkeit würde am ehesten erreicht durch ein bundesweit einheitliches Schulsystem mit einheitlichen Lehrplänen, wie es in Europa überwiegend praktiziert wird.

Unser bestehendes Schulsystem war bisher und muss allerdings auch zukünftig durchgängig bleiben. Es muss in allen Schulformen möglich sein, zu anderen Schulabschlüssen zu wechseln und Zugang zum Abitur zu bekommen. Jeder Einzelne soll über seine Schulbildung Zugang erhalten zu einer für ihn bestmöglichen Ausbildung, sei es an der Universität, einer Fachhoch- oder Fachschule, in einem Unternehmen, einem Kolleg oder einer sonstigen berufsbildenden Einrichtung.

Wir begrüßen die bereits von der CDU-geführten Landesregierung vor 2010 vorgetragene Zielsetzung, die Genehmigungsgrenze bei Schulklassen im Grundschulbereich von 18 auf 15 zurückzufahren und in allen weiterführenden Schulen die Schülerzahl auf 28 zu begrenzen. Die Tatsache, dass die Landesregierung mit Macht nun die Einheitsschule flächendeckend einführen will und dafür den Gemeinden auch eine Klassenstärke von minimal 23 Kindern zubilligt, sollte nicht den Blick dafür trüben, dass der pädagogische Vorteil von kleinen Klassen auch den bisherigen Schulformen den gleichen Vorteil bringen würde.

Insofern und aus Gründen der Chancengleichheit fordert die CDU Siegen-Wittgenstein für alle weiterführenden Schulformen, die Genehmigungsgrenze bei 23 Kindern festzusetzen.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat seit 2005 über 8.000 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen, obwohl in diesem Zeitraum der demografische Wandel den Rückgang der Schülerzahlen um rund 160.000 Schüler bewirkte. Der Unterrichtsausfall wurde dadurch halbiert. Eine erhebliche Verbesserung der Bildungschancen und der Bildungsgerechtigkeit waren die Folge.

Trotz der Durchlässigkeit sind vielerorts Haupt- und Realschulen, auch durch die demografische Entwicklung, immer häufiger nicht mehr einzeln vorzuhalten.

Verbundschulen, in denen Haupt- und Realschulen zusammengeschlossen werden oder interkommunale Zweckverbände zur Auslastung und besseren Lehrerversorgung sollten unseres Erachtens ohne Vorbehalte geprüft und gegebenenfalls eingerichtet werden.

Solche Reformansätze bedeuten nicht den Ausstieg aus dem gegliederten Schulsystem, sondern mehr Aufstiegsmöglichkeiten für Hauptschüler. Dies gilt auch für das Angebot an Gesamtschulen. Wir betrachten sie als eine von vielen Eltern gewollte Bildungseinrichtung, die ihren festen Platz als Ergänzung im gegliederten Schulsystem auch in Siegen-Wittgenstein hat.

Für Schüler, die leichter und schneller lernen, muss das Angebot an Gymnasien flächendeckend gesichert bleiben.

Die demografische Entwicklung im Allgemeinen und auch im Siegen-Wittgensteiner Raum im Besonderen stellt die als Schulträger agierenden Kommunen vor große Herausforderungen, weil die zum geregelten Schulbetrieb notwendigen Schülerzahlen heute und für die bereits absehbare Zukunft nicht mehr vorhanden sind.

So muss über Grundschulstandorte ebenso nachgedacht werden wie über die Schulstandorte und das Bildungsangebot der Sekundarstufen. Auch in Siegen-Wittgenstein entschließen sich Kommunen, das Angebot der SPD/Grünen-Landesregierung zur Einrichtung von Gemeinschaftsschulen zu prüfen oder sogar Anträge zu Realisierung vor Ort zu stellen.

Bereits jetzt ist erkennbar, dass es dabei nicht nur um die Umwandlung des Angebotes einer Hauptschule, nämlich die Integration zusammen mit der Realschule vor Ort in die Gemeinschaftsschule geht, sondern vielmehr auch um die Möglichkeit eines Angebotes einer gymnasialen Oberstufe, die wiederum bisher nicht im Angebot dieser Kommune stand.

Das dies die Nachbargemeinden mit einem Gymnasium vor Ort auf den Plan ruft, liegt auf der Hand, sehen sie doch mit dem neuen Konkurrenzangebot "ihre" Schüler zum erheblichen Teil abwandern.

Was die SPD/Grünen-Landeregierung billigend in Kauf genommen hat und was in Ballungszentren z. B. im Ruhrgebiet möglich erscheint, stellt sich in ländlich strukturierten Gebieten wie Siegen-Wittgenstein als eine äußerst problematische Standortkonkurrenz zwischen Schulen bzw. Schulträgern dar. Dies kann nicht im Sinne einer geordneten Schullandschaft in unserer Region sein.

Der CDU Siegen-Wittgenstein ist durchaus bewusst, dass es Gründe gibt, die die kommunalen Schulträger veranlassen, all ihre Anstrengungen darauf zu konzentrieren, möglichst vielen Kindern eine ortsnahe Beschulung zu gewährleisten. Angesichts des Rückganges an Schülerzahlen bis zu 20% in den kommenden fünf Jahren in allen Kommunen halten wir es jedoch für dringend geboten, Schulentwicklungspläne innerhalb der kommunalen Familie dort zu besprechen, wo gegenseitige Interdependenzen bezüglich der Schülerströme bestehen. In einer abgestimmten Vorgehensweise könnte damit sichergestellt werden, dass kommunale Einzelinteressen nicht zum Nachteil anderer Gemeinden durchgesetzt werden.

In Orten, in denen durch dramatischen Schülerrückgang eine reale Existenzgefährdung einer Schulform entsteht, ist unsres Erachtens zunächst zu fragen, ob nicht im Sekundarbereich durch Schülerfahrverkehr die nächstgelegene Schule (in der Hauptsache wird dies die Hauptschulen betreffen) gestärkt werden kann.

Abgesehen von der notwendig werdenden räumlichen Neuausrichtung, die Schulschließungen mit sich bringen, ist die Abkehr von einem gegliederten Schulsystem unseres Erachtens äußerst problematisch und deshalb abzulehnen.

Die bestehenden Systeme Hauptschule, Realschule, Gymnasium und auch das Kolleg als die wichtigsten Säulen leisten eine gezielt auf die Möglichkeiten der einzelnen Schüler abgestimmte Bildungsarbeit. Das geht, weil die Leistungsunterschiede im Klassenverbund minimal sind. Dies ist bei der Gemeinschaftsschule (Einheitsschule) nicht der Fall, weil die Lerninhalte in den ersten beiden Klassen für alle Schüler gleich sind und sich in der Regel nach den gymnasialen Standards ausrichten werden.

Die Folge wird sein, dass entgegen der Meinung des Grünen-Schulministeriums, gemeinsames Lernen bei hohen Leistungsanforderungen produziere automatisch mehr klügere Kinder, die Schüler mit Lernschwierigkeiten als die schwächsten Glieder im Klassenverbund das Vorankommen der ganzen Klasse beeinträchtigen und dabei die stärkeren Schüler unterfordern.

Am Ende werden wir es mit frustrierten Schülern auf beiden Seiten zu tun haben. Die Frage ist dabei, wie Lehrpläne in den Klassen fünf und sechs einer Gemeinschaftsschule aussehen sollen, die die „Starken“ fordert und die „Schwachen“ fördert und beide Teile dennoch zielgerichtet einem adäquaten Schulabschluss zuführt.

Gerade einer Betrachtung dieses Aspektes hat sich die Landesregierung bisher entzogen und überlässt in unverantwortlicher Weise den Schulträgern bzw. den Schulen in NRW, nach der Beantragung der Schulform Gemeinschaftsschule die Lerninhalte weitgehend selbst zu  definieren.

Ebenso sind wir der Meinung, dass eine völlige Wahlfreiheit der Gymnasien bezüglich eines Abiturs nach 8 oder 9 Jahren die Vergleichbarkeit von Lerninhalten zwischen den Schulen verstellt und damit die Möglichkeit des Schulwechsels von vornherein konterkariert.

Eine Umsetzung der Pläne der Rot/Grünen-Landesregierung wird nach unserer Überzeugung zu Unruhen in den Schulen, zu Schulkrieg zwischen Schulen und Kommunen und zwischen Parteien führen, die einzig zu Lasten unserer Kinder ausgetragen werden.

Dies gilt es mit aller Konsequenz zu verhindern und deshalb halten wir den kommunalen Zusammenschluss im Sinne der Beibehaltung unseres bewährten gegliederten Schulsystems für unbedingt erforderlich.

 

C.   Berufliche Bildung

„Von der Schulbank an die Werkbank“ - und dies am besten ohne teure und oftmals nicht effektive Warteschleifen; dies ist das Motto des Kreises Siegen-Wittgenstein im wichtigen Themenfeld Übergang Schule/Beruf. Hier wurden in unserem Kreis in den vergangenen Jahren Maßstäbe gesetzt, die überregional beachtet werden. Kreistag und Landrat haben die entwickelten Ansätze nach Kräften unterstützt. Über 1 Mio. € wurden hierfür zur Verfügung gestellt, und das in Zeiten knapper Kassen.

Mit dem regionalen „Haus der Berufsvorbereitung“ sowie dem Modellvorhaben „Ein-Topf“ sind erste Schritte gelungen, die direkten Übergangsquoten von Hauptschülern in das betriebliche Ausbildungssystem deutlich zu steigern. Zugleich wurde begonnen, bei Jugendlichen mit problematischen Elternhäusern mit Unterstützungsangeboten früher anzusetzen als bisher üblich; nicht erst, wenn sie arbeitslos sind, sondern bereits in der 8. Klasse.

Was den Übergang von der Schule in den Beruf angeht, wurden in den vergangenen Jahren vielfältige Schritte unternommen, Siegen-Wittgenstein zur innovativsten Region in Nordrhein-Westfalen zu entwickeln.

Hierzu werden nach dem Willen der CDU auch in den kommenden Jahren die vorhandenen Modell-Ansätze in engem Schulterschluss mit Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften und der Agentur für Arbeit fortentwickelt. Dabei wollen wir den präventiven Charakter unserer Initiativen beibehalten. In inhaltlicher Hinsicht besteht unser Ziel darin, die allgemein bildenden Schulen dabei zu unterstützen, die Technikorientierung im Schulunterricht weiter auszuprägen. Wichtig ist uns als CDU dabei das Bekenntnis, dass der praxisnahe Bildungsansatz der Hauptschule weiterhin benötigt wird.

 

Im Kreis Siegen-Wittgenstein sind insgesamt vier Berufskollegs tätig. Sie leisten beispielhafte Arbeit. Das Berufskolleg Technik zählt mit rd. 4500 Schülern zu den größten seiner Art in Nordrhein-Westfalen ebenso wie das Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung mit seinen rd. 3600 Schülern. Von diesen beiden Schulen, aber auch vom Berufskolleg Wittgenstein und dem Berufskolleg AHS sind in den vergangenen Jahren immer wieder innovative Impulse für die regionale Fortentwicklung ausgegangen.

Als Beispiel hierfür ist die Zertifizierung des Berufskollegs Wirtschaft und Verwaltung als "Europa-Schule" und der verstärkte Einsatz von bilingualen Unterrichtsformen zu nennen, der die Chancen der Schülerinnen und Schüler auf dem Arbeitsmarkt verbessern wird. Die Berufskollegs benötigen eine angemessene personelle und sächliche Ausstattung. Für die Region ist die berufliche Bildung ein wesentlicher Standortfaktor. Daher müssen die Berufskollegs leistungsstark und wohnortnah vorgehalten werden, gerade auch im Wittgensteiner Land.

Der sich abzeichnende Lehrermangel an den Berufskollegs, hier vor allem in den technischen Disziplinen, wird in seinen Konsequenzen in den kommenden fünf bis acht Jahren immer offenkundiger. Hier muss regional gemeinschaftlich gegengesteuert werden.

Die CDU Siegen-Wittgenstein fordert vom Land eine langfristig geplante und gesteuerte Lehrerausbildung für berufsbildende Schulen, insbesondere an unserer Universität Siegen.

Wir müssen mehr für den Lehrerberuf an den Berufskollegs werben. Die Bemühungen der Universität, die universitäre Lehrerausbildung zu einem ihrer Markenzeichen auszubauen, müssen verstärkt werden. Dabei ist die Kooperation zwischen Kollegs und Hochschule zu forcieren. Wir in Siegen-Wittgenstein wollen, dass der Lehrkräftenachwuchs für die Kollegs in unserer Universität ausgebildet wird. Wir begrüßen deshalb alle Anstrengungen, die die Einrichtung einer Stiftungsprofessur Technikdidaktik fördern, damit vor allem an unseren  Technik-Kollegs die teilweise schon vorhandene  katastrophale Unterbelegung an Lehrkräften beseitigt werden kann. Dies ist auch ein wichtiger Baustein zur Sicherung des Standortes des Berufskollegs Wittgenstein.

 

D.   Hochschulbildung

Die Universität Siegen ist nicht nur der größte Arbeitgeber der Region, sie ist auch das unverzichtbare Unterpfand dafür, dass junge Menschen aus und in der Region wissenschaftlich arbeiten und forschen können.

Die Einführung von Studiengebühren in NRW war dringend erforderlich. Hierzu gibt die CDU Siegen-Wittgenstein ein klares Bekenntnis ab.

Die Studiengebühren müssen für die Studierenden erkennbar in die Verbesserung der Lehre fließen. Die Verwendung der Gelder muss transparenter werden und nachvollziehbar sein.

Die von der Landesregierung beschlossene Rücknahme der Studiengebühren lehnen wir ab. Grundsätzlich müssen Landeszuweisungen zur Finanzierung der Hochschulen auch die Studierendenanzahl berücksichtigen.

Wir wollen den Bestand unserer Universität langfristig sichern. Die dazu notwendigen Investitionen zur Qualitätsverbesserung von Forschung und Lehre sind bereitzustellen. Es gilt nicht zuletzt der Gefahr zu begegnen, dass Wissenschaftler wegen der dort besseren Bedingungen ins Ausland abwandern.

Beim Thema „Bildung für alle“ ist die Universität Siegen im Bereich der Bildungsforschung und -planung und den damit verbundenen Entwicklungsaufgaben ein unverzichtbarer Partner, um zukunftsorientiert Bildungsangebote für alle sozialen Lebenssituationen unserer Kinder und Jugendlichen zu entwickeln und vorzuhalten.

So beschäftigt sich die Universität in einem Forschungsprojekt mit dem Aufbau einer Regionalen Bildungsberichterstattung, in der bildungsrelevante Daten zusammengeführt werden mit dem Ziel, den Kindern und Jugendlichen eine optimale Betreuung und Förderung sozusagen "aus einem Guss" zukommen zu lassen. Wir begrüßen dieses zukunftsweisende Projekt ausdrücklich.

 

 

 

 

 

Abgestimmte Schulentwicklung vorantreiben

 

In den kommenden Jahren wird sich die demografische Entwicklung noch nachhaltiger als bisher schon in völlig veränderten Rahmenbedingungen für das allgemein bildende Schulwesen niederschlagen.

Aber auch die Lage für die betriebliche Erstausbildung und die Hochschulen wird sich gravierend umkehren. In den kommenden 10 bis 15 Jahren werden Unternehmen ebenso intensiv um Lehrlinge konkurrieren wie die Universitäten und Fachhochschulen um Studenten werben müssen. Zunächst sind von dieser Entwicklung die Schulen im Primar- und Sekundarbereich betroffen. Mittelfristig werden jedoch ebenfalls innerbetriebliche Lehrecken, überbetriebliche Lehrwerkstätten, Berufskollegs, Betreuungseinrichtungen und Volkshochschulen betroffen sein.

Nach unserer Auffassung ist es in diesem Umstrukturierungsprozess von wesentlicher Bedeutung, eine zwischen den unterschiedlichen Ebenen der öffentlichen Hand abgestimmte Ressourcenplanung umzusetzen. Hierzu sollten schnellstmöglich die Voraussetzungen geschaffen werden. Wir benötigen eine zwischen Kreis und Kommunen verzahnte Schulentwicklungsplanung im Kreis Siegen-Wittgenstein. Nicht allein wegen der demografischen Entwicklung, vor allem auch wegen der erheblichen Finanzprobleme in den kommunalen Haushalten. Hierzu sollten wichtige Initiativen vorbereitet und entwickelt werden.

Siegen-Wittgenstein ist eine führende Ausbildungsregion in NRW. Nirgends sonst in unserem Bundesland ist die Ausbildungsdichte höher. Auch beim Übergang Schule/Beruf ist Siegen-Wittgenstein eine, wenn nicht die innovativste Region. Dass dies so bleibt, dafür  steht die CDU.

Wir halten nichts von Strukturdiskussionen, die eine völlig neue Schullandschaft wollen und damit wieder neue Unsicherheiten in die Schulen hineintragen und  die die Kommunen vor unlösbare finanzielle Probleme stellen. Sie helfen nicht weiter. Nirgendwo sonst in Deutschland wird soviel Geld (40 % des Landeshaushalts) in Bildung investiert, wie in NRW. Die CDU in Siegen-Wittgenstein ist überzeugt, dass in der Zusammenarbeit von Eltern, Kommunen, Kreis und Schulen unter Ausnutzung unserer pluralen Schulstrukturen bestmögliche Bildung aller im Sinne dieses Papiers erreicht werden kann.