GPA: Möglichkeiten und Grenzen ambulanter Pflege

07.02.2019

Durch die fachgerechte ambulante Betreuung von Menschen, die pflegerische Unterstützung benötigen, können diese länger im gewohnten Umfeld leben. Dass ambulante Pflege mehr ist, als beim Waschen zu helfen, machte Harry Feige, Geschäftsführer der Ambulanten Diakonischen Dienste und des Ambulantes Rehabilitations-Zentrum der Diakonie Südwestfalen, beim Gesundheitspolitischen Arbeitskreis der CDU Siegen-Wittgenstein deutlich. Zur ambulanten Betreuung gehören neben der Grundpflege, Beratungseinsätze, hauswirtschaftliche Leistungen, Entlastungs- oder Verhinderungspflege, Hausnotruf, Mahlzeitendienst und nicht zuletzt die Vermittlung von Besuchseinsätzen. Wenn die Familie weiter weg wohnt und Freunde nicht mehr da sind, ist die Pflegekraft oft der einzige Mensch, der vorbeikommt.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Tagespflege eine hohe Bedeutung. Zu den Tagespflegeeinrichtungen werden die Gäste abgeholt, haben Gesellschaft und werden nachmittags wieder in die Wohnung gebracht. Einige Einrichtungen sind auch an Feiertagen gut besucht.
Wie auch im Bereich der stationären Pflege gibt es bei den ambulanten Diensten Engpässe: Es fehlt Personal. Der Markt sei leergefegt. Nicht jeder, der Unterstützung braucht, kann diese zeitnah erhalten. Es gibt Wartelisten. Die Unterversorgung ist relevant, so Herr Feige.
Die Arbeit in der ambulanten Pflege ist durchaus attraktiv und familienfreundlich. Verschiedene Arbeitszeitmodelle sind möglich, der Einsatz erfolgt weitestgehend ortsnah. Die erfahrenen Pflegekräfte arbeiten selbständig. Harry Feige freut sich, dass das Durchschnittsalter der Mitarbeiter/-innen bei 42 Jahren liegt. Auch für die Gesundheit wird einiges getan. So gibt es beispielsweise einen Zuschuss zum Sportstudio.
Reha vor Pflege: Trotz des gesellschaftlichen Konsens sind wir davon weit entfernt. Aktuell sind die Reha-Rahmenbedingungen so gestaltet, dass Krankenkassen keine Anreize haben, medizinische Rehabilitation zu Gunsten ihrer Versicherten zu bewilligen. Ein wichtiger Teil der Reha, die Physiotherapie wird viel zu niedrig vergütet. Knapp 20 Euro für eine 20minütige qualitativ hochwertige Einzelbehandlung sind nicht kostendeckend.
Ein Unding ist, dass die Ausbildungsumlage, immerhin 3 Euro pro Tag, den zu Pflegenden in Rechnung gestellt wird. Die Ausbildungsumlage kommt denen zu Gute, die ausbilden. Vom Prinzip her ist dies eine gerechte Lösung zur Verteilung der Ausbildungskosten. Sinnvoller wäre eine Steuerfinanzierung der Ausbildungsplätze.
Ausbildung, Gewinnung und „Erhaltung“ von Pflegekräften ist die große Herausforderung. Die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland kann nur bedingt zur Schließung der Personallücke beitragen. Diese Kräfte werden auch in ihren Heimatländern gebraucht. Die Qualifizierung von Quereinsteigern und der Wiedereinstieg z.B. nach der Familienpause wurden diskutiert.
Evtl. müssen wir uns in Zukunft auch auf ganz andere Modelle wie z.B. Wohngemeinschaften (WG) einlassen. Privat lässt sich ein WG-Modell leicht umsetzen. Wird die WG von einem professionellen Anbieter betrieben, greift das Heimrecht mit zahlreichen Auflagen.