GPA: Wir brauchen Pflegefachkräfte

06.04.2019

Seit Anfang Februar ist es in Betrieb, das neue Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe Südwestfalen in Siegen, kurz BiGS. DRK-Kinderklinik, Kreisklinikum und Marien-Gesellschaft haben gemeinsam mit dem DRK-Landesverband Westfalen-Lippe nahezu 8,8 Millionen Euro investiert, um angehenden Pflegefachkräften eine optimale Lernumgebung zu bieten. Alle 14 Klassenräume sind mit interaktiven Boards ausgestattet, in drei Skills-Labs werden die Schüler auf die praktischen Einsätze vorbereitet. Die Bibliothek ist ein heller Lernort, in der Cafeteria können die SchülerInnen neue Kräfte tanken. „Die Lernumgebung ist motivierend und modern“, bekräftigt Dr. Uta Butt anlässlich des Besuchs des gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CDU im BiGS, „ich denke, dass sich Schulabgänger und Quereinsteiger hier gerne für die attraktive Ausbildung bewerben“.
Die drei Träger versorgen jährlich etwa 50.000 stationäre und über 190.000 ambulante Patienten – etwa so viele wie die Unikliniken in Bonn oder Marburg. Es gibt 28 Operationssäle, fast alle Spezialisierungen sind mit Fachabteilungen vorhanden. Viele Patienten müssen versorgt werden. „Wir möchten junge Menschen für die Pflege begeistern, eine attraktive Ausbildung bieten und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen“, so Stefanie Wied, Geschäftsführerin der DRK-Kinderklinik. Dies scheint zu gelingen, die Frühjahrs-Eingangsklasse ist voll belegt und auch der Herbstkurs ist ausgebucht. Insgesamt bietet das BiGS in naher Zukunft bis zu 425 Ausbildungsplätze.
Die generalistische Pflegeausbildung setzt neue Maßstäbe: Die Auszubildenden werden in Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege ausgebildet. „Durch die Kooperation der Träger ist es möglich, Kräfte zu bündeln, Doppelkapazitäten zu minimieren und den Auszubildenden alle Module anzubieten“, erläutert Uwe Mayenschein, Geschäftsführer des BiGS. Durch Kooperation mit der Hamburger Fernhochschule ist bereits jetzt ein akademischer Abschluss in Pflege- und Therapiewissenschaften möglich. Weitere Kooperationen mit Universitäten sollen durch die im BiGS vorhandenen Optionen entstehen. „Wir wollen keine flächendeckende Akademisierung“, erklärt Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer der Marien-Gesellschaft, „in bestimmten Positionen oder im Hinblick auf Versorgungsforschung werden jedoch auch akademisch gebildete Absolventen gebraucht.“
Für SchülerInnen ohne Hochschulreife wird außerdem in Kürze im BiGS die Ausbildung zum Pflegeassistenten möglich sein.
Ausbildung kostet. Pro Jahr und SchülerIn sind mind. 12.000 Euro zu kalkulieren. Geld, das die Träger erwirtschaften müssen, denn leider ist in Nordrhein-Westfalen die Förderung des Baus von Ausbildungsstätten nicht vorgesehen. Hans-Jürgen Winkelmann erläutert dazu, dass der Fokus des Strukturfonds in NRW auf Krankenhausschließungen liegt. Auch träger- oder standortübergreifende Konzentrationen sind förderfähig, Ausbildung im Gegensatz zu anderen Bundesländern leider nicht.
Ausbildung ist essentiell. Schon jetzt sind bundesweit etwa 37.000 Stellen in der Pflege nicht besetzbar. In Zukunft werden eher noch mehr Pflegefachkräfte gebraucht, da die Gesellschaft älter wird. In etlichen Fachbereichen gelten Personaluntergrenzen. Wenn nicht genügend Personal vorhanden ist, müssen Betten geschlossen werden. Auch in Siegen ist dies schon vorgekommen. Zu wenig Personal bedeutet schwierige Arbeitsbedingungen und geringere Arbeitszufriedenheit, was den Personalmangel u.U. verstärkt.
Wir brauchen Pflegekräfte und deshalb erfolgt der Appell an die Politik, gute Ausbildungskonzepte angemessen zu fördern.